Schlummernde Potenziale für kirchliches Handeln

Über die tuwas-Genossenschaft

„Der Genossenschaftsgedanke überzeugt mich, weil er eine Einflussnahme auf die Steuerung eminent wirtschaftlicher Aktivitäten möglich macht.“ Das sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, bei der Generalversammlung der Tuwas-Genossenschaft im Sozialkaufhaus in Moers.

Wertmaßstäbe der Kirche führten so nicht nur ein wirkungsloses Schattendasein im Repertoire der Gutmenschen-Rhetorik, so der rheinische Präses, sondern sie beeinflussten sehr konkret praktisches wirtschaftliches Handeln. In der eigenen Begegnung mit Genossenschaften sei er zu einem Sympathisanten geworden. Diese Sympathie habe sich durch die Beschäftigung mit Friedrich-Wilhelm Raiffeisen im aktuellen Gedenkjahr sowohl differenziert als auch vertieft. „Ich staune, welche Potenziale hier schlummern, und sehe Chancen und Herausforderungen für unser kirchliches Handeln“, erklärte der Theologe am 13. Juli in Moers.

Genossenschaftsidee als Antwort auf massive Nöte

Rekowski erinnerte an die historische Situation, in der Raiffeisen im 19. Jahrhundert seine Genossenschaftsidee entwickelte. Der Ausgangspunkt sei die Wahrnehmung der massiven Nöte besonders der Landbevölkerung gewesen, die Raiffeisen als Bürgermeister erlebt habe. Der Sozialreformer sei mit seiner Idee dann aber über den Appell an die wohlhabenden Christenmenschen hinausgegangen.

In der Genossenschaft agierten nicht wenige für dritte Andere, sondern es agierten die miteinander, die dieselbe Notlage teilten, so der Präses. Raiffeisen habe konzeptionell über seine eigene Zeit hinausgedacht und gehandelt. Er sei er aber auch in seiner Zeit verhaftet gewesen. Das zeigt sich für Rekowski besonders in antisemitischen Klischees, die der Vater der genossenschaftlichen Idee aufnahm.

Vielfältiges Engagement der Tuwas-Genossenschaft

Die Tuwas-Genossenschaft in Moers wurde im Dezember 2012 gegründet. Die Mitarbeitenden sind engagiert in einem Sozialkaufhaus, bei Haushaltsauflösungen, Verwertung von Second-Hand-Waren, Beratung, Beschäftigung und Qualifizierung von arbeitslosen Menschen. Standorte gibt es mittlerweile in Moers, Neukirchen-Vluyn, Rheinberg und Xanten. Ein Repair-Café und ein Nähzimmer organisieren die Tuwas-Genossinnen und Genossen ebenfalls. Neben Einzelnen unterstützen evangelische Kirchengemeinden im Kirchenkreis Moers sowie die „Grafschafter Diakonie – Diakonisches Werk Kirchenkreis Moers“ mit Anteilen die soziale Arbeit der Genossenschaft.