Arbeit der Zukunft gestalten in einer digitalisierten Welt

Digitalisierung, Armut und Reichtum, der Aufstieg Asiens, Klimawandel und Demografie – Dr. Matthias Jung sieht viele Trends, die die Zukunft der Arbeit beeinflussen. „Eine konsumorientierte Produktion wie in den letzten Jahrzehnten werden wir uns buchstäblich nicht mehr leisten können“, so seine Analyse. Für Autor Jung muss die Digitalisierung eingeordnet werden in die anderen Zukunftsfragen.

Von Landessozialpfarrer Dr. Matthias Jung

Digitalisierung ist längst kein Thema mehr, sondern Grundbestandteil unseres Lebens. Die Veränderungen in unserem privaten und beruflichen Bereich sind atemberaubend. Die Speicherkapazitäten und die Leistungsfähigkeit von Prozessoren in Laptops, Tablets und Smartphones verdoppelt sich seit Jahren jährlich. Smartphones, heute allgegenwärtig, werden vermutlich in zehn Jahren schon wieder verschwunden sein. Sprachsteuerung und Brillensysteme werden sie ersetzen. Sie stellen riesige Herausforderungen für die Gestaltung von (Erwerbs-) Arbeit dar, und zwar auch deswegen, weil all das mit unendlich vielen Fragen von Datensammlung, Datensicherung und Datenmissbrauch zusammenhängt. Dazu kommen die anderen Trends: demographischer Wandel, die zunehmende Schere von Armut und Reichtum, das Aufstreben des asiatischen Raumes und der stetig fortschreitende Klimawandel.

Landessozialpfarrer Dr. Matthias Jung

Eine schier unendliche Liste von Fragen

Diese Trends existieren aber nicht friedlich nebeneinander her existieren, sondern wirken mannigfaltig aufeinander ein, befördern oder behindern sich gegenseitig oder beides zugleich. Wird die Digitalisierung den demographischen Wandel erleichtern? Werden die durch den Klimawandel notwendigen Wanderungsbewegungen sich positiv oder negativ für den deutschen Arbeitsmarkt erweisen? Kann die Digitalisierung technische und soziale Lösungen finden, um die Aufheizung des Planeten zu stoppen? Die Liste der Fragen lässt sich schier unendlich fortsetzen – und all das hat Auswirkungen auf die Zukunft unserer Arbeit.

Und damit auf unser Leben. Weil wir arbeiten, um zu leben. Um arbeitsteilig Güter und Dienstleistungen zu erstellen, um unser Leben gut und schön zu machen. Je unser sehr eigenes, persönliches Leben, und das Leben in Gesellschaft, in Dorf, Stadt und Region, in unserem Land und Europa und darüber hinaus. Durch die Folgen der Globalisierung, der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und dem sich abzeichnenden Klimawandel stellt sich immer mehr die Frage nach dem großen Woraufhin unseres Lebens, Arbeitens und Wirtschaftens.

„Umverteilung“ – ein Stichwort in der Debatte um die Zukunft der Arbeit

Eine konsumorientierte Produktion wie in den letzten Jahrzehnten werden wir uns buchstäblich nicht mehr leisten können. Entweder wir begreifen das noch rechtzeitig und steuern um, mit entsprechenden Regelungen und Verabredungen oder wir sind gezwungen, eines vielleicht nicht so fernen Tages das Wasser buchstäblich zurückzudrängen und dafür Ressourcen finanzieller und personeller Art zur Verfügung zu stellen, Ressourcen, die dann an anderer Stelle fehlen. „Umverteilung“ ist ein Stichwort, das in der Debatte um die Zukunft Arbeit immer stärker zu hören ist. Es bleibt die Frage, ob die Digitalisierung dabei helfen wird oder nicht: „Die Digitalisierung ist nicht das eine neue Phänomen, das alle alten in den Schatten stellt. Vielmehr fügt sie bestehenden Problematiken eine weitere Facette hinzu. Daher ist die zentrale Frage auch nicht, wie wir allein mit der Digitalisierung umgehen, sondern wie bestehende Konzepte der sozialökologischen Transformation so angepasst werden können, dass sie die Digitalisierung und ihre Folgen miteinbeziehen.“ (Steffen Lange/Tilman Santarius: Smarte grüne Welt?, oekom 2018, Seite 201)

Autor Dr. Matthias Jung ist Landessozialpfarrer und leitender Referent für den Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.